In den meisten Häusern dieser Welt befindet sich die Küche im Parterre und wird es auch noch für eine sehr lange Zeit, ungeachtet aller Trends, tun. Wer allerdings gerne und häufig die Schürze umbindet, sollte überlegen, ob es nicht im Kellergeschoss eine Zweitküche geben sollte – denn die macht alle Nachteile der Erstküche wett und bietet noch eine Reihe weiterer Vorteile.
Mancher Leser wird sich ob der Vorstellung einer Zweitküche im Keller sicherlich fragen, welchen Sinn sie machen soll. Die Antwort darauf findet sich in den Realitäten der heutigen, normalen Parterre-Küche.
Wir leben in einer Zeit, in der architektonische Trends schon seit einigen Jahren offene Räume propagieren. Das bedeutet möglichst wenige Wände zwischen den einzelnen Räumen, um eine luftige und optisch größer wirkende Raumatmosphäre zu schaffen. Ein gutes, auch kostensparendes Konzept.
Hinsichtlich der Küche führt dies aber in vielen Haushalten zu verschiedenen Nachteilen, darunter vor allem einer: Sofern das installierte Dunstabzugssystem nicht sehr leistungsstark ist – und grundsätzlich mitläuft – haben Kochgerüche und Dünste es mangels Wänden leicht, sich weit über die Küche hinaus zu verteilen. Das gilt zudem auch dann, wenn Lebensmittel verarbeitet werden, die auch ohne Garprozess bereits sehr aromatisch sind – etwa Zwiebeln.
Aus dem gleichen Grund gibt es in solchen Haushalten natürlich auch keine Barriere für den beim Kochen entstehenden Lärm zwischen Topfgeklapper und den Geräuschen einer Küchenmaschine.
Ein weiterer Nachteil: Es gibt nichts, was die Köche des Hauses vor den Blicken neugieriger Gäste schützt. Im familiären Alltag mag das zwar für die meisten zu vernachlässigen oder sogar gewünscht sein. Je häufiger es allerdings zum Lebensmodell gehört, andere Gäste zu bekochen, desto prominenter wird dieser Faktor.
Hier fehlt der modernen, offenen Küche meist jeglicher Charakter als abschließbarer Rückzugsraum – zumal es natürlich unvermeidlich ist, dass es hier während und nach dem Kochprozess automatisch unaufgeräumt zugeht. Auch dies kann vor Gästen, die sich vielleicht direkt neben der Küche im Wohnbereich aufhalten, ein Problem sein.
Zudem ist die Einzelküche naturgemäß immer ein räumlicher Kompromiss: Bauherrn sind gezwungen, sie entweder so groß und leistungsfähig auszulegen, dass sie selbst großen „Events“ genügt. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass eine solche Küche für den Alltag eher überdimensioniert ist. Wer wiederum einen kleineren Ansatz verfolgt, vermisst häufig Stauraum und hat oftmals auch zu wenig Arbeitsfläche, um größere Koch-Projekte bequem zu erledigen.
Mit einer Zweitküche im Untergeschoss hingegen lässt sich ein Groß-Klein-Ansatz verfolgen, der diese Probleme vollständig bereinigt:
Ein angenehmer Nebeneffekt: Wer gerne beim Kochen experimentiert, kann sich dafür in Ruhe in die Kellerküche zurückziehen.
Eine Küche muss immer auch gut aussehen, erst recht, wenn sie im Parterre ohne Wände gut sichtbar ist. Allerdings bedeutet eine attraktive Optik oft genug auch einen Einschnitt in der Praxistauglichkeit. Die seit einigen Jahren beliebten Hochglanz- und Stumpfmatt-Küchen beispielsweise sehen zwar grandios aus, benötigen aber einen erhöhten Putzaufwand, weil Flecken auf diesen Oberflächen leicht entstehen und gut sichtbar sind.
Umgekehrt benötigt die Kellerküche keinerlei optische Finessen, da sie nicht im Betrachtungsfokus liegt. Sie kann vollends auf ihre praktische Rolle hin ausgelegt werden – das hat im Übrigen auch den Vorteil, dass das Mobiliar meist günstiger zu erwerben ist, weil der Optik-Faktor komplett entfallen kann.
Es gibt also durchaus gute Gründe, im Keller einen zweiten Raum zum Kochen zu schaffen. Das dazu nötige Umfeld allerdings sollte idealerweise schon während der Planungsphase hergestellt werden – denn es reicht nicht aus, einfach einen beliebigen Kellerraum zur Zweitküche einzurichten.
Der (rechtlich) wichtigste Schritt zur Kellerküche ist die Prüfung, ob dafür eine Genehmigung des Bauamtes notwendig ist. Denn in der Regel ist der Keller lediglich für eine Nutzung als Lagerraum vorgesehen. Der Ausbau eines Hobbyraums, eines Arbeits- oder Gästezimmers ist im Eigenheim meist problemlos möglich. Entsteht durch den Umbau allerdings die Möglichkeit einer abgeschlossen nutzbaren Wohnung, kann dies eine Nutzungsänderung und eine entsprechende Genehmigung notwendig machen.
Einfacher ist es deshalb, sich schon in der Planungsphase dafür zu entscheiden; in dem Fall kann auch der Architekt bzw. Bauträger bereits erste Hinweise geben und auch die Genehmigungen beantragen.
Wichtig: Eine eigenmächtige Nutzungsänderung ohne Genehmigung kann nicht nur ein empfindliches Bußgeld nach sich ziehen, sondern auch ein Verbot der Weiternutzung.
Wir kommen zu einem recht subjektiven Punkt, der richtigen Größe der Küche. Architektonisch gilt heute, dass eine reine Arbeitsküche (also ohne Sitz- und Speisemöglichkeiten) zwischen acht und zehn Quadratmeter groß sein soll.
Allerdings ist das eine Untergrenze, die sich an der sogenannten „Frankfurter Küche“, einer vor knapp hundert Jahre ersonnenen Seitenströmung der „Neues Wohnen“-Bewegung. Eine solche Küche ist sehr knapp bemessen – unnötig knapp, wenn man prinzipiell den ganzen Keller zur Verfügung hat.
Wesentlich sinnvoller ist, es mit 15 Quadratmetern aufwärts zu kalkulieren. Das gilt ganz besonders, wenn in der Mitte eine zentrale Kochinsel, oder zumindest ein großer Arbeitstisch, integriert sein soll – ein Detail, das sich wegen seiner Rundum-Begehbarkeit für die Praxis sehr empfiehlt.
Auch sollte man hier unbedingt die Körpergröße des „Chefkochs“ bedenken und die Arbeitshöhen, wie sie DIN 33402 definiert, auf ihn anpassen:
Heutzutage bedeutet „Keller“, dass die gesamte Grundfläche des Hauses unterkellert wird; teilunterkellerte Gebäude sind, zumindest im Neubau-Segment, enorm selten. Das wirft aber natürlich die Frage auf, wo genau sich die Kellerküche befinden sollte. Die Antwort ist simpel:
Die Küche sollte so dicht wie möglich an der Kellertreppe liegen;
diese sollte jedoch nicht direkt in den Raum führen, sondern durch eine
verschließbare Tür abgetrennt sein.
Anders formuliert, der möglichst erste Raum, der nach der Treppe von der Kellerdiele abgeht.
Der Grund für diese Lage ist einleuchtend: Einerseits möchte man Zutaten, die man nach dem Kauf in den Keller bringt, nicht quer durch diesen schleppen müssen. Andererseits sollen Speisen ebenso ohne Umwege hinauf in den Wohnraum gebracht werden können. Die Tür garantiert, dass der restliche Keller und auch der Wohnraum, falls das Treppenhaus nicht räumlich abgetrennt ist, frei von entstehenden Gerüchen bleiben.
Bereits im vorletzten Punkt haben wir darauf hingewiesen, dass es für die Planung dieser Küche Sinn macht, sich von Profis inspirieren zu lassen. Natürlich wird man hier nicht täglich für hunderte Gäste kochen. Allerdings ist die Natur der Kellerküche als reine Arbeitsküche deckungsgleich mit dem, was in der Gastronomie Usus ist.
Folgende Punkte lassen sich definitiv übernehmen:
Was man auch überlegen sollte, ist der Herd: In Profiküchen werden die Kochfelder fast ausschließlich mit Gas befeuert. Sofern das Eigenheim mit einer Gasheizung nebst entsprechendem Anschluss ausgestattet ist, wäre das eine sinnvolle Option – ein Betrieb mit Gasflaschen scheidet aus, da diese Küche im Keller liegt. Der Vorteil: Gaskochfelder liefern sofort Hitze, lassen sich sehr präzise dosieren und haben auch eine Reihe weiterer Vorteile gegenüber Ceran und Induktion – etwa die Abwesenheit einer empfindlichen Glasoberfläche.
Falls ein Gaskochfeld installiert werden soll, führt natürlich an einer sogenannten Gassteckdose kein Weg vorbei. Aber welche weiteren Anschlüsse sollte die Küche denn darüber hinaus haben – vor allem unter der Maßgabe, dass man erfahrungsgemäß beim Kochen nie genug Steckdosen haben kann?
Hier empfiehlt sich ein Blick in die höheren Levels der Elektro-Planungsgrundlagen. Heißt, die Küche sollte, zumindest was die reine Stromversorgung anbelangt, über die Grundvorgaben der DIN 18015-2 hinausgehen, also weit mehr als fünf Steckdosen aufweisen.
Tipp: Sofern die Kochinsel nicht „fest“ ist und dementsprechend keine eigene Steckdosen besitzt, sollte man mit seinem Elektriker absprechen, ob hier ein hängender, feuchtraumtauglicher „Werkstattwürfel“, fachsprachlich eine „hängende Versorgungseinheit“, machbar ist – ein über der Arbeitsfläche von der Decke hängender Würfel mit mehreren Steckdosen, mit denen sich Handmixer und Co. leicht verbinden lassen und vor allem die Kabel nicht Gefahr laufen, in Schüsseln zu hängen.
Kann man in der Küche genügend Licht haben? Kaum. Erst recht, wenn sie „unter Tage“ liegt und das einzige Tageslicht womöglich nur über Kellerschächte in den Raum gelangt. Auch hier sei nochmals auf die DIN 18015-2 verwiesen, die die Kellerküche über-erfüllen sollte. Einige Details:
Natürlich sollte das alles, nicht nur wegen der Stromersparnis, sondern auch der Wärme-Einbringung, auf LED-Technik basieren, und zwar im Farbton Tageslichtweiß.
Was die Gerüche anbelangt, ist es zwar prinzipiell in der Kellerküche nicht schlimm, wenn es geruchsintensiver zugeht. Eingedenk der Tatsache, dass es hier jedoch meist keine ausreichend großen Fenster geben wird, die man zum Lüften öffnen kann, besteht jedoch durch den Koch- und Spüldampf ein eklatantes Schimmelrisiko.
Das heißt, diese Küche benötigt zwingend ein leistungsfähiges Dunstabzugssystem mit Abluft-Abführung ins Freie. Dazu ist natürlich ein Kanal vonnöten – ein weiterer Grund, warum die Kellerküchenplanung in die Bauplanung integriert werden sollte.
Befolgt man die genannten Ratschläge, wird die Küche vielleicht kein innenarchitektonischer, mit Sicherheit jedoch enorm praxisnaher Hochgenuss; darauf kommt es an. Mit ein paar Besonderheiten wird die Zweitküche jedoch nochmals um einige Features hochwertiger.
Heute kennt man ihn vielleicht nur noch aus dem Fernsehen: Den Speiseaufzug, mit dessen Hilfe die Leckereien in herrschaftlichen Häusern von der (dort häufig im Keller/Tiefparterre gelegenen) Küche in die Speiseräume verbracht wurden.
Allerdings sollte man sich in unserem speziellen Fall überlegen, ob es Sinn machen würde, diese Technik in seinem Heim wiederzubeleben. In Sachen Konstruktion ist das kein aufwendiges Detail; es erleichtert jedoch gerade dann, wenn man oft für Gäste kocht, das Schleppen von Tellern und natürlich auch eingekauften Zutaten ganz ungemein.
Da diese Lösung allerdings auch eine Anpassung der darüberliegenden Räumlichkeiten erfordert – der Speiseaufzug sollte ja nach Möglichkeit im Esszimmer oder zumindest der normalen Küche enden – sollte man diese Idee mit dem Architekten durchsprechen.
Die Kellerküche wird nicht nur ein Ort des Kochens sein. Direkt hier, oder je nach architektonischen Details in einem angrenzenden Nebenraum, werden typischerweise auch eine Menge Zutaten und Speisen zwischengelagert.
Allerdings sollte sich das nicht nur auf die üblichen Geräte, namentlich Kühl- und Gefrierschrank/-truhe fokussieren. Denn zum guten Essen gehören auch gute Getränke. Speziell wenn es um (Schaum-)Weine geht, haben diese eigenständige klimatische und temperaturtechnische Ansprüche. Ihnen sollte man zumindest mit einem kleinformatigen Weinklimaschrank entsprechen.
Ein solches Gerät bietet die optimalen Lagerbedingungen für jede Art von Wein und kann eine sinnvolle Anschaffung sein - für Weinliebhaber oder wer sich gerne einen größeren Vorrat anlegen möchte. Zudem kann damit die (bei Naturkorken) notwendige Konstant-Luftfeuchtigkeit von mindestens 60 Prozent gewährleistet werden. Solche Geräte kosten nicht viel Geld, können aber bei ein und demselben Wein den Unterschied zwischen „lecker“ und „großartig“ ausmachen. Einbaumodelle können auch problemlos in die Küchenmodule integriert werden.
Wir haben bereits angesprochen, dass Optik in der Kellerküche oft eine eher nachgeordnete Bedeutung hat. Allerdings ist Profi-Ausstattung in der Regel sehr teuer – schon für einen simplen, offenen Hängeschrank gibt man ganz leicht mittlere dreistellige Beträge und mehr aus.
Ein weiteres Problem: Viele sehr sinnvolle Profiküchendetails gibt es im Endverbraucherbereich nur sehr selten, etwa Schränke mit Schiebe- statt Flügeltüren. Eine Alternative wäre das Selberbauen. Schon die Schränke sind in der Grundstruktur wenig mehr als einige Säge- und Verbindungsarbeiten.
Davon ausgehend gibt es für sämtliche Anforderungen (etwa die angesprochenen Schiebetüren) auf den Heimwerkerseiten des Netzes überreichlich viele Anleitungen, die auch Laien einen derartigen Bau im Handumdrehen ermöglichen.
Bereits der erwähnte Werkstattwürfel mit Steckdosen gehört normalerweise kaum zu einer Küche, macht sie aber deutlich praxistauglicher. Ähnlich gibt es weitere Gadgets, die man hier applizieren könnte:
Herd, Kochfläche, Kühlschränke, Küchenmaschine – die Basisausstattung jeder Küche. Ob der professionelleren Natur der Kellerküche bietet es sich für ambitionierte Köche an, technisch noch etwas aufzurüsten. Doch welche Geräte machen Sinn?
Auf den sonst so häufig wegen seiner Stromspar-Eigenschaften angeratenen Wasserkocher kann man allerdings verzichten – zumindest, wenn man auf das Gaskochfeld gesetzt hat. Da das keine Aufwärmphase hat, ist es noch energiesparender.
Kräutertöpfchen auf dem Fensterbrett sind in vielen Küchen die beliebtesten „Zierpflanzen“. Wo es allerdings kein Fenster mit ausreichender Tageslichtversorgung gibt, kann man das natürlich vergessen – oder?
Wer gerne mit frischen Kräutern kocht, kann in der Kellerküche in einer Ecke einen kleinen Kräutergarten einplanen, über dem vom Elektriker eine einzeln schaltbare UV-Leuchte installiert wird. Damit kommen Petersilie und Co. auch ohne direktes Tageslicht auf ihre nötige UV-Dosis und gedeihen mitunter sogar besser als unter echtem Tageslicht.
Die Erstküche im Parterre ist Pflicht. Aber wer gerne und viel kocht, vielleicht auch experimentiert, kann sehr davon profitieren, im Keller eine gut ausgerüstete Zweitküche zu besitzen. Wer das zudem von Anfang an in die Hausplanung einbezieht, kann die normale Küche kleiner, konzentrierter und günstiger auslegen – für große Koch-Aktionen wartet dann das Keller-Pendant.
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