Ein Eigenheim, ob Haus oder Wohnung, ist immer auch eine Investition in die Zukunft. Im besten Fall für Jahrzehnte soll es seine Erbauer und dessen Familie beherbergen. Obwohl diese Perspektive einer der wichtigsten Beweggründe für einen Neubau oder auch einen Immobilienkauf ist, spielen die damit verbundenen Konsequenzen häufig eine untergeordnete Rolle. Dabei können die sich im Laufe der Zeit verändernden Bedürfnisse der Bewohner schon in die Planung einfließen und so eine Wohnumgebung schaffen, in der Menschen jeden Alters und jeder Generation zu jeder Zeit ein komfortables und sicheres Zuhause finden.
Neue, vielfältigere Wohnformen als Antwort auf knapper werdenden Wohnraum, Digitalisierung als Innovationstreiber und neue Wege bei der Wohnungsgestaltung, die die Bedürfnisse junger und älterer Menschen gleichermaßen befriedigen können. Das sind nur einige der Trends, die der Verband der Wohnungswirtschaft GdW für die Zeit bis zum Jahr 2035 als wichtig herausgestellt hat. Zwei davon sind schon jetzt bestimmend und werden es in Zukunft wohl nur noch mehr sein.
Die Alterung der Gesellschaft ist Fakt, das Lebensgefühl der Generationen 50plus und die Einstellung zum Alter dürfte sich allerdings gründlich von früheren Prognosen unterscheiden: Die Älteren fühlen sich immer länger jung. Insofern hat sich längst erfüllt, was schon Benjamin Franklin einst feststellte: „Alle wollen länger leben, aber niemand möchte alt werden.“ Alt werden die Menschen selbstverständlich weiterhin, aber wegen vielfältiger Gründe unterscheiden sich die „Alten“ von heute deutlich von den Senioren von früher:
Heute gilt ein neues Verständnis von Alter, das mit dem Begriff „Downaging“ treffend zusammengefasst wird. Die alternde Gesellschaft, als Sinnbild und (vorläufiger) Schlusspunkt des demografischen Wandels, wird damit zwar nicht umgangen. Aber sie wird sich in der näheren Zukunft anders präsentieren, als es bisherige Szenarien der gesellschaftlichen Entwicklung nahelegen.
Ohne die Prognosen in Frage zu stellen, die von einem deutlich erhöhten Pflegebedarf ausgehen, so dürfte parallel doch ebenfalls die Zahl der Senioren steigen, die auch in hohem Alter noch selbstständig leben – für das Wohnen im Alter müssen unter dem Eindruck der „Silver Society“ aber neue Maßgaben angelegt werden. „Altersgerechtes Wohnen“ als Konzept wird sich vor diesem Hintergrund wandeln und sich mehr dem jeweiligen Altersempfinden der Menschen anpassen müssen, ohne dabei die Langzeitperspektive aus den Augen zu verlieren.
Wohnkonzepte, die darauf ausgelegt sind, möglichst lange von ihren Bewohnern genutzt werden zu können, werden daher über ein hohes Maß an Flexibilität verfügen müssen. So können sie sich mit den jeweiligen Bedürfnissen entwickeln und jederzeit die bestmögliche Umgebung bieten.
„Ageless“ statt „altersgerecht“ könnte deshalb die Leitlinie für das zukünftige Wohnen sein. Barrierefreiheit wird somit ein Aspekt, der alle Generationen betrifft und beispielsweise bei der Badgestaltung ansprechendes Design mit bedürfnisgerechter Ausstattung miteinander verbindet.
In diesem Zusammenhang kann auch das Smart Home seine Rolle spielen, immer noch gilt das gesamte Feld als Markt mit riesigem Wachstumspotenzial – weil es prinzipiell Lösungen für jedes Alter und jeden Lebensbereich bereithält.
Wichtig für den Erfolg von Smart Home-Technologien dürfte aber weniger die Frage nach technischer Machbarkeit sein, sondern die nach bestmöglicher Bedürfnisbefriedigung der Nutzer. Mit dem sogenannten Ambient Assisted Living gibt es bereits einen Bereich, der Lösungen für ältere oder benachteiligte Menschen liefert. Generell bieten smarte Technologien den Vorteil, vielfältige Bedürfnisse befriedigen zu können.
Dabei muss nicht zwingend die Hausautomation im Fokus stehen, auch wenn damit die wichtigsten Bereiche – Komfort, Sicherheit und Effizienz – abgedeckt sind. Smarte Lösungen umfassen längst nicht mehr nur die technische Ausstattung, sondern zunehmend auch damit verbundene Serviceleistungen, was etwa beim Sicherheitsthema für eine Absicherung für alle Eventualitäten sorgen soll. Technik und Versicherungsschutz werden dazu miteinander verknüpft, um möglichst weitreichende Sicherheit bieten zu können.
Die KfW bietet verschiedene Fördermöglichkeiten, mit denen sich der Umbau oder Neubau eines Smart Home finanziell leichter tragen lässt. Die Förderprodukte umfassen dabei die Bereiche:
Alle Informationen zu Umfang und Konditionen der Förderung sind unter der KfW-Seite zur Smart Home-Förderung zu finden.
Generell dürfte der Fokus weniger auf der technologischen Innovation liegen: Mit den heutigen Möglichkeiten der Vernetzung – Stichwort „Internet of Things“ – ist bereits vieles realisierbar, was noch vor ein paar Jahren wie Science-Fiction anmutete. Einer der wichtigeren Aspekte für moderne Wohnkonzepte wird daher die sinnvolle Verbindung von High-Tech mit höchsten Ansprüchen bei der (einfachen) Bedienbarkeit.
„Smartes“ Wohnen bedeutet also in Zukunft nicht mehr allein, die technischen Möglichkeiten so weit wie möglich auszuschöpfen, sondern diese technischen Hilfen in ein Gesamtkonzept einzubetten, dass sich mit den Bedürfnissen der Bewohner weiterentwickeln lässt. Smart wohnen wird aber in einem noch viel stärkeren Maß bedeuten, den Lebensraum als solchen jederzeit an sich verändernde Bedingungen und Bedürfnisse anpassen zu können.
„Altersgerechtes Wohnen“ steht häufig noch in einem Widerspruch zu den Wohnwünschen jüngerer Menschen – die Assoziation besteht üblicherweise mit Maßnahmen am Bau, die sich an Senioren mit gewissen Einschränkungen richten – Probleme beim Treppensteigen etwa. Dabei gibt es in vielen Bereichen durchaus Überschneidungen und Barrierefreiheit ist letztlich nichts, was nicht auch einem Teenager entgegenkommen könnte. Statt „altersgerecht“ dürfte deshalb „einfach“ als neuer Standard die Maßstäbe setzen, da Einfachheit und Übersichtlichkeit wichtige gemeinsame Nenner quer durch alle Generationen darstellen.
Die wachsende Gruppe der Best Ager ist schon wegen ihrer Anzahl ein maßgeblicher Faktor, wenn es um zukünftige Wohn- und Lebenswelten geht. Hier geht es nicht nur um technische Fragen, sondern genauso um soziale. Deshalb hat sich beispielsweise „metrobasel“, die Plattform für die Entwicklung der Metropolitanregion Basel mit dem Verhältnis von Altern, Raum und Wohnen befasst und die Ergebnisse in einer Studie zum altersgerechten Wohnumfeld und Wohnen zusammengetragen.
Was bei der zugrundeliegenden Definition des Begriffs „altersgerecht“ auffällt: Die maßgeblichen Kriterien – die Lage bzw. die verkehrstechnische Erschließung, das soziale Wohnumfeld und die Hindernisfreiheit im Wohnbereich – sind nicht nur für Senioren relevant. Grundsätzlich profitiert jeder davon, wenn die Voraussetzungen in diesen Bereichen möglichst entgegenkommend sind.
Für junge Familien mit Kindern ist eine einfache Nahversorgung ebenfalls wünschenswert, genauso wie eine Wohnung ohne Schwellen, übermäßig viele Treppen oder schmale Durchgänge. Gleiches gilt für die aufgestellte These, dass das Wohnumfeld außerdem als Netzwerk für die sozialen Kontakte zu verstehen sei. Schon wegen der steigenden Zahl der älteren Menschen – gemeint ist damit die Generation 50 plus – wird sich auch beim Wohnen vieles auf diese Gruppe ausrichten.
Die Silver Society setzt sich schließlich zusammen aus Menschen, die mitten im Leben stehen, die wirtschaftlich abgesichert sind und die möglichst lange selbst über ihr Leben bestimmen wollen – einschließlich der Frage, wie sie denn wohnen möchten. Sie sind aktiv und anspruchsvoll, in jeder Hinsicht.
Als Konsumenten müssen sie daher überzeugt werden, was sich allerdings gerade unter dem Gesichtspunkt der Technik-Affinität als leicht erweisen dürfte: Zwar hat man es nicht mit den Digital Natives der jüngeren Generationen zu tun, trotzdem ist die Hemmschwelle deutlich geringer als bei vielen Menschen der Generation 70 plus. Dabei geht es aber nicht allein um Funktionalität: Technik wie Wohnkonzepte müssen außerdem ästhetischen Ansprüchen genügen.
Wenn also perspektivische Lösungen für das selbstbestimmte Wohnen gesucht werden, dann zunehmend solche, die sich harmonisch in die Wohnungseinrichtung einfügen. Das Stichwort hierzu lautet „Universal Design“. Gegenstände des alltäglichen Lebens werden so konzipiert, dass altersgerechte Bedienung und Ästhetik ohne stilistischen Bruch miteinander vereinen.
Die Idee ist nicht neu, ihr Ursprung liegt in den 1970er Jahren, geändert hat sich an den grundlegenden Aspekten nichts: Die gestalterische Flexibilität steht beim Universal Design im Vordergrund, damit ein Gebrauchsgegenstand die unterschiedlichen Bedürfnisse vieler Nutzer befriedigen kann. Dieser Ansatz kann dabei helfen, die gängige Vorstellung vom „altersgerechten Wohnen“ als einem „Wohnen für alte Leute“ aufzubrechen – weil sie dem zugrundeliegenden Gedanken, unabhängig vom Alter der Menschen nutzbar zu sein, widerspricht.
Die Prinzipien, um die herum sich das Universal Design-Konzept entwickelt hat, erlauben stattdessen eine generationenübergreifende Verwendung, bei der für keine Gruppe irgendwelche Barrieren in der Handhabung bestehen:
In der Praxis sind viele der Leitideen vergleichsweise leicht zu realisieren, für maximale Wirkung, weil sie für alle Generationen gilt. Besonders bei Neubauten kann bei der Planung von Beginn an auf Maßnahmen wie ausreichend breite Durchgänge, leicht bedienbare Fenster und Türen, das Anlegen von Wegen ohne Stufen oder sonstige „Stolperfallen“, rutschhemmende Oberflächen und sichere Griffe sowohl im Sanitär- wie im Treppenbereich geachtet werden.
Mit höhenverstellbaren Betten, Arbeitsflächen, die in der Höhe angepasst sind, und einer ausreichenden Beleuchtung werden zudem die Bedürfnisse verschiedener Generationen mit einem hohen Maß an Komfort verbunden.
Den Ergebnissen einer Auftragsbefragung zufolge, die das Frankfurter Zukunftsinstitut für Siemens Electrogeräte durchgeführt hat, birgt Universal Design mit seinem Hang zur Vereinfachung großes Potenzial: Für die Befragten gehören zum Future Living bzw. zum Umgang mit Hausgeräten in erster Linie die schnelle, reibungslose und flexible Funktion sowie eine übersichtliche Bedienung – mit weitem Abstand vor der Möglichkeit diese Geräte von unterwegs mit dem Smartphone bedienen zu können.
Besonders für die Menschen über 55 Jahren gehören diese beiden Aspekte zu den wichtigsten, flexible Funktionalität und Übersichtlichkeit fanden jeweils mehr als 90 Prozent der Studienteilnehmer dieser Altersgruppe wünschenswert. So komplex etwa die Vernetzung verschiedener Geräte und Sensoren in einem Smart Home sein mag, bei der Bedienung sollte davon nichts zu spüren sein. Wirklich smart sind derartige Lösungen daher erst, wenn sie den Anspruch der Einfachheit erfüllen können.
Die Studie wirft zugleich die Frage auf, die hier bereits mehrfach angerissen wurde: Bedeuten „smarte“ Wohnkonzepte zwangsläufig den Einsatz von Technologie? Bislang geht es weitgehend darum, wie alltägliche Abläufe mit Hilfe der Technik automatisiert werden können. Das verspricht prinzipiell eine Vereinfachung, weil beispielsweise die Beleuchtung der Wohnung oder die Heizung zentral gesteuert werden kann.
Auf der anderen Seite bedeutet die fortschreitende Vernetzung wiederum ein wachsendes Maß an Komplexität – also mehr Aufwand, bevor die Vereinfachung erreicht werden kann. Das ist selbst in Zeiten, in denen Technik zum Alltag der Menschen gehört, eine potenzielle Herausforderung. Gerade für ältere Generationen, für die der alltägliche Umgang mit technischen Geräten eben keine Selbstverständlichkeit ist, muss deshalb der Schwerpunkt auf der leichten Bedienbarkeit liegen.
Profitieren würden auch in diesem Fall alle Generationen. Voraussetzung ist allerdings, dass die smarte Technologie wirklich auf die Bedürfnisse der Nutzer eingestellt ist. Das ist einerseits ein Problem der (sensorischen) Wahrnehmung der Geräte, andererseits ist es eine Frage ausreichender Vorausschau.
Die Smart Home Initiative Deutschland e.V. und der Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften e.V. haben zu diesem Zweck einen Planungsleitfaden veröffentlicht (als Download verfügbar unter wohnenbleiben.info), als Orientierungshilfe für die notwendigen Maßnahmen, die es für eine „zeitgemäße“ Wohnungsausstattung braucht.
Die Broschüre richtet sich zwar nicht in erster Linie an die „Endnutzer“ oder Bewohner, gibt aber grundsätzlich einen Überblick darüber, welche Belange bei der Ausstattung eines vernetzten Zuhauses berücksichtigt werden sollten.
Selbstbestimmtes Wohnen im Alter steht häufig in Verbindung mit nachträglichen Maßnahmen. So sind Ambient Assisted Living-Lösungen vielfach kein Thema, solange die Bewohner jünger sind – entsprechend selten fließen Überlegungen für ein altersgerechtes und barrierefreies Wohnen in die Planungen ein.
Ein Neubau bietet allerdings die Chance, von Grund auf für die Zukunft zu bauen. Das Zuhause kann so mit seinen Bewohnern „mitaltern“, ohne dabei jemals altmodisch zu wirken.
Das Bewusstsein dafür dürfte in der nahen Zukunft wegen der demografischen Entwicklung sicher weiter steigen, in der Praxis gilt es dennoch vorläufig noch oft genug, die gewünschten Systeme für die notwendigen Hilfestellungen und eine Verbesserung der Lebensqualität – oder eben den Erhalt der bekannten Lebensqualität – in den Baubestand zu integrieren. Nur, dass diese Option unter den heutigen technischen und baulichen Voraussetzungen, zusammen mit dem Universal Design-Gedanken, nicht mehr nur für die älteren Generationen interessant ist.
Insofern sollte AAL schon heute weitergedacht werden als eine bloße Möglichkeit, selbstständiges Wohnen im hohen Alter zu ermöglichen. Es bietet vielmehr die Option, schon frühzeitig ein rundum komfortables Wohnerlebnis für alle Generationen, von den Kleinsten bis zu den Ältesten zu schaffen.
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Monika LäufleAuf eine barrierefreie Küche lässt sich im Alter nur schwer verzichten. Lesen Sie, worauf Sie zu achten haben, wenn Sie eine barrierefreie Küche planen. Barrierefreie Küche
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