Andere Länder – andere Sitten. Dieser Spruch gilt so auch völlig uneingeschränkt für das Bauwesen. Doch gerade, wenn man in Richtung USA schaut, haben viele Deutsche ein oft etwas schiefes, über-simplifiziertes Bild, das der wenig haltbaren „Wegwerf-Häuser“. Schon das ist längst nicht mehr haltbar, denn auch der hausbauende Amerikaner bezahlt längst keine Unsummen mehr für etwas, das nur wenige Jahrzehnte halten wird.
Und von solchen Klischees einmal vollkommen weg haben sich zwischen Ost- und Westküste tatsächlich auch einige spannende Bau- und Wohntrends etabliert, die man sich auch als Deutscher einmal genauer ansehen sollte. Denn sie stehen, hierzulande umgesetzt, nicht nur für Individualität und einen Hauch von Übersee-Touch und american Way of Living, sondern dadurch auch für ein sehr gemütliches, praxisorientiertes Ambiente. Fünf besonders prägnante Dinge, die im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sehr häufig Verwendung finden zeigt der folgende Artikel im Detail.
Das gesamte Leben auf einer Etage, höchstens noch ergänzt um ein Kellergeschoss. In den USA ist das bereits seit vielen Jahrzehnten einer der wichtigsten Baustile für das klassische Einfamilienhaus; viel wichtiger (noch) als hierzulande. Kein Wunder, denn die Liste der Vorteile ist lang:
In den USA sorgte das in den 1950ern, -60ern und -70ern dafür, dass sich dort das sogenannte Ranch-Style-House enorm stark verbreitete – längst nicht nur als „Ranch“, sondern wirklich überall zwischen Stadträndern, Vorstadtsiedlungen und ländlichen Gemeinden.
Natürlich braucht es in Deutschland kein „echter“ Ranch-Bungalow zu sein; dessen stilistischen Details würden vielleicht auch manche Bebauungspläne einen Riegel vorschieben. Aber die Merkmale des modernen, europäischen Bungalows sind im Grunde deckungsgleich mit seinen amerikanischen Verwandten, auch ohne waagerechte Bretterfassade, angebaute Garage und Fake-Fensterläden. Anders formuliert: Ein hiesiger Bungalow bietet praktisch alle Vorteile, ohne zu amerikanisch zu wirken. Ein spezielles Ranch-Detail allerdings kann mit dem Klimawandel im Hinterkopf durchaus auch hierzulande Sinn machen:
Es ist zwar primär ein Merkmal von Ranch-Style-Häusern, wird aber traditionell auch bei anderen US-Hausbauformen gerne appliziert: ein großer Dachvorsprung, bei dem die Traufe nicht selten weit mehr als einen halben Meter über die Fassade hinausragt.
Bei den Amerikanern geschieht dies besonders häufig bei Häusern im „Sun Belt“, also den US-Gebieten südlich des 37. Breitengrades (etwa zwischen der Mitte Kaliforniens und North Carolinas). Dort also, wo die Sonneneinstrahlung und sommerlichen Temperaturen ziemlich stark sein können – was im Zuge des Klimawandels auch für Deutschland in den nächsten Jahren und Jahrzehnten prognostiziert wird und sich in den vergangenen Sommern bereits gut beobachten ließ.
Besonders wirksam wegen des einzelnen Stockwerks ist das natürlich abermals beim Bungalow. Da passiert dank des großen Dachvorsprungs folgendes:
Natürlich, das benötigt ein standortgenaues Planen, das den exakten Einstrahlwinkel der Sonne je nach Jahreszeit mit einbezieht. Dann aber bekommt man alle Vorteile, die auch die Bewohner der südlichen USA genießen – plus die Tatsache, dass die Fassade besser vor Schlagregen und Verschmutzung geschützt wird.
Es ist ein Detail, das so ur-amerikanisch ist, dass es selbst bei ausgesprochen urbanen Einfamilienhäusern noch appliziert wird – aber in Deutschland fast gänzlich unbekannt ist: Die Front Porch, besser bekannt als Veranda, oder eben direkt übersetzt „Vorderterrasse“. Denn ob nun durch ein Vorziehen von Fundament und Dachvorsprung realisiert oder durch eine angesetzte (Holz-)Konstruktion: Die Veranda im Bereich des Vordereingangs ist so amerikanisch wie Apfelkuchen. Und das hat seine Gründe:
Natürlich, man muss im deutschen Neubaugebiet nicht wie ein Amerikaner mit einem Einmachglas voll selbstgemachter Limonade auf der „Porch Swing“ die Seele baumeln lassen und jeden Vorbeigehenden grüßen. Doch auch so bringt die Veranda all ihre amerikanischen Vorteile ins Spiel – und ist natürlich auch die perfekte Umsetzung des genannten Dachvorsprungs.
Wer das nächste Mal US-amerikanische Filme und Serien schaut, sollte bei Wohnzimmerszenen einmal genauer hinsehen. Häufig fällt einem dabei nämlich auf, dass dort der in Deutschland nach wie vor als absolutes Must-Have angesehene Couchtisch durch Abwesenheit glänzt. Ja, für manche Deutsche scheint das eine schockierende Vorstellung zu sein. Aber werfen wir mal einen Blick auf zeitgenössische deutsch-amerikanische Wohn-Realitäten:
In der Realität sind Couchtische deshalb vor allem eines: ein Ort, an dem sich Krimskrams sammelt und auf den einige die Füße ablegen. Auf ersteres kann man getrost verzichten, für letzteres gibt es Couches mit Relax-Funktion oder Beistellhocker – in den USA ebenso schon weitaus länger wie die offene Raumgestaltung, weshalb dort der Couchtisch seit vielen Jahren weniger selbstverständlich ist. Das Wohnambiente gewinnt darüber, denn der abwesende Tisch sorgt für Klarheit und lässt kleinere Räume deutlich an gefühlter Fläche gewinnen.
Deutschland ist das einzige felsenfest etablierte Einbau-Möbelstück die Küchenzeile, mittlerweile auch gern durch Schlafzimmer-Kleiderschränke ergänzt. Was aber den großen Rest zwischen Bücherregal, Dielengarderobe und Co. anbelangt, setzen die allermeisten Deutschen nach wie vor auf klassische Möbelstücke.
Auch da lohnt ein Blick zu den Amerikanern. Gerade heute, wo auch bei uns die Leichtbau-Ständerbauweise so stark an Beliebtheit zulegt. Denn wo „die Amis“ schon seit Jahr und Tag auf Trockenbau setzen, haben sie auch eine große Expertise darin entwickelt, die notwendigen Möbel in die Bausubstanz zu integrieren bzw. einen Schreiner damit zu beauftragen, es zu tun.
Die Vorteile liegen auch hier auf der Hand:
Natürlich, das bedeutet beim Bau, weniger Spaß im Möbelhaus zu haben. Und die Anschaffungskosten für maßgefertigte Einbaumöbel sind i.d.R. höher. Dafür aber spart man auf lange Sicht. Denn an solchen Möbeln sieht man sich weit weniger schnell satt. Zudem reicht, selbst wenn, für einen Stilwechsel meist nur das Austauschen der Fronten – just so, wie es bei Küchen schon seit Jahren gern praktiziert wird.
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