Das Erbstück: Ein Haus mit Charme. Aber vom Heizungskeller bis zum Asbestdach in die Jahre gekommen. Weil „Alles raus“ keine finanzielle Alternative war entschieden sich Birgitt und Joachim Hoeder für eine clevere Teilsanierung. Ein smartes Schieferdach liefert reichlich Strom, moderne Heiztechnik senkt die Energiekosten.
Großes Haus, eine naturnahe ruhige Lage in gesunder Umgebung und trotzdem zentral – „wo findet man das heute noch?“ Birgitt und Joachim Hoeder gehören zu den tausenden von Hausbesitzern, die ein gravierendes Problem haben: Asbest auf dem Haus der Eltern verbunden mit einem allgemeinen Sanierungsstau. Und obwohl die beiden selbst bereits auf den dritten Lebensabschnitt zusteuern haben sie bewusst noch einmal in die Zukunft investiert. Nach einer Analyse des Ist-Zustands („Das Gebäude war gut isoliert“) entschied sich das Paar zur Modernisierung der Innenräume und einer technischen Teilsanierung des Erbstücks aus dem Baujahr 1974. Joachim Hoeder, von Haus aus Physikingenieur, hat gemeinsam mit seiner Frau gut überlegt, welche Maßnahmen am ehesten lohnen. Eine moderne High-Tech-Heizung und bis zu 18 kWh Strom aus integrierten Elementen im neuen nachhaltigen Schieferdach sorgen jetzt für deutlich reduzierte Verbrauchs- und Unterhaltskosten – und das dauerhaft: „So können wir finanziell sorgloser und mit einem guten Gefühl in Rente gehen.“ Das Hauptmotiv, verraten Birgitt und Joachim Hoeder, aber war: „Wir wollten möglichst autonom werden. Man weiß ja nie, was mal kommt.“
Smart nur ohne Asbest
Abgesehen von den Gefahren, die auf einem fast 50 Jahre alten Asbestdach durch Freisetzung von Fasern lauern können, wäre die Installation der Photovoltaik-Anlage nicht möglich gewesen – sowohl die mechanische Bearbeitung asbesthaltiger Platten als auch ein Überbauen ist verboten. Wichtig war den Hausbesitzern auch nach der Sanierung Charme und Optik des Familienerbes zu wahren. Die Asbestfaserplatten – in den Nachkriegsjahren in Form und Farbe dem Naturschiefer als preiswertes Imitat nachempfunden – wurden durch das natürliche Original im traditionellen Bogenformat ersetzt und mit leistungsfähigen Solarmodulen ergänzt. Für das neue Indach-Photovoltaiksystem sprachen weitere Vorteile: Die Holz-Unterkonstruktion des vorhandenen Daches konnte genutzt und die Flächen unter den Solarelementen mussten nicht zusätzlich eingedeckt werden. Das sparte Kosten, die Familie Höder in eine höhere Anzahl an ertragreichen Top-Modulen steckte.
Richtig entsorgen
Die Sanierung eines Asbestdaches ist meist einfacher als befürchtet, den Abriss sollten Betroffene allerdings Fachleuten überlassen. Die häufig spröden Platten müssen unter Schutzvorkehrungen abgenommen, in sogenannten Big Packs verstaut und fachgerecht auf Sondermülldeponien entsorgt werden. Für Dachdeckermeister Andreas Harnacke ist das inzwischen Tagesgeschäft: „In ein- bis zwei Tagen ist die Altlast Geschichte und wir können eine neue Eindeckung verlegen.“ Bei der Materialwahl gibt es verschiedene Möglichkeiten, die auch Familie Hoeder abgewogen hat: Für die Last von Betondachsteinen sind viele alte Dachstühle nicht geeignet, gegen die Sanierung mit Aluminium spricht die Anfälligkeit für Hagelbeulen. Dazu kommt die Umweltkomponente: Für die Gewinnung- und Herstellung vieler aus mehreren Stoffen zusammengesetzten Materialien ist ein hoher Energieaufwand notwendig – ähnlich wie für Tonziegel. Deutlich ökologischer sieht das bei Schiefer aus: Der Stein ist vor rund 400 Millionen Jahren allein mit der Kraft der Erdgewalten entstanden und gilt – gespalten auf 5 Millimeter – wegen der extrem harten wie seidenglänzenden Oberfläche als nachhaltig wie langlebig. Für die Kombination von Schiefer und integrierbarer Photovoltaik bieten sich verschiedene Möglichkeiten und Deckarten an – von der modernen Rechteckdeckung über die klassischen Bogendeckungen (Universal- und Schuppendeckung) bis zur anspruchsvollen Wilden- und Altdeutschen Deckung. Sie gilt bis heute als „Königin der Schiefereindeckungen“. Das Ehepaar Hoeder entschied sich für die günstigste traditionelle Deckart – die Universaldeckung. Und sie freut sich täglich, wenn im Sauerland die Sonne scheint: „Sie schickt uns keine Rechnung!“