Nicht wenige Eigenheimbesitzer sehen sich bei der Frage, ob ihr Dach mit Tondachziegeln oder Betondachsteinen eingedeckt werden soll, vor ein großes Problem gestellt. Denn sowohl für die klassische Ziegeleindeckung als auch für Betonsteine sprechen überzeugende Argumente.
Wer sich bei der Entscheidungsfindung unsicher fühlt, der sollte auf eine unvoreingenommene und ergebnisoffene Gegenüberstellung aller Vor- und Nachteile setzen.
Tondachziegel haben eine lange Tradition. Funde aus der Römerzeit, manche davon über 2.000 Jahre alt, belegen dies eindrucksvoll. Die Lebensdauer moderner Dachpfannen fällt zwar deutlich kürzer aus, gleichwohl sind 60 Jahre und mehr durchaus realistisch. Viele namhafte Hersteller werben mit der Haltbarkeit ihrer Ziegel und bieten ihren Kunden eine Produktgarantie von 30 Jahren.
Wie vor hunderten von Jahren werden Dachziegel auch heute noch aus Ton gebrannt, trotzdem hat auch hier der technische Fortschritt Einzug gehalten und die unterschiedlichsten Oberflächengestaltungen hervorgebracht. Im Wesentlichen bestimmen drei Grundarten das Angebot: naturrote, engobierte und glasierte Ziegel. Seit einigen Jahren gibt es auch Dachpfannen mit sogenanntem Lotuseffekt, die über Schmutz abweisende, selbstreinigende Eigenschaften verfügen sollen. Die ursprünglichste Form des Tondachziegels ist jedoch der naturrote Ziegel. Um diesen herzustellen, werden die Ziegelrohlinge ohne Farbbeimischungen gebrannt, so dass sich der natürliche Charakter des Tons entfalten kann. Engobierte Tondachziegel erhalten hingegen vor dem Brennen einen Überzug mit einer Tonschlämme, die der Oberfläche eine matte Farbe verleiht. Inzwischen haben die Hersteller eine breite Farbpalette in ihren Programmen. Die Engobe ist keine Schutzschicht und hat keinerlei Auswirkungen auf die Qualität des Ziegels. Bei glasierten Tondachziegeln wiederum werden die Rohlinge vor dem Brennvorgang mit einem farbigen Überzug versehen, der nach dem Brand eine harte, glänzende Oberfläche bildet. Auch die Glasur stellt keine Schutzschicht im eigentlichen Sinne dar, wobei sie Schmutzpartikeln das Anhaften deutlich erschweren und der Verwitterung vorbeugen soll. Eine Besonderheit glasierter Dachziegel ist die von Zeit zu Zeit auftretende Rissbildung (Krakelee). Diese Haarrisse können sich netzartig über die Ziegeloberfläche ausbreiten, beeinträchtigen die Funktionsweise aber nicht.
Egal, ob naturrot, engobiert oder glasiert: Der Produktionsprozess von Tondachziegeln ist immer mit hohem Energieaufwand verbunden, denn die Dachpfannen müssen etwa 24 Stunden lang bei ungefähr 1.200 Grad Celsius gebrannt werden. Der große Energieverbrauch macht sich beim Stückpreis bemerkbar und belastet das Klima mit schädlichen Treibhausgasen.
Für die Herstellung von Betondachsteinen braucht es bei Weitem nicht so viel Energie wie für Tondachziegel, denn die Rohlinge werden nicht gebrannt, sondern bei einer vergleichsweise geringen Temperatur von 60 Grad Celsius getrocknet. Durch den geringeren Energieeinsatz sind sie etwas günstiger und auch ihre Klimabilanz ist besser. Hauptbestandteile von Dachsteinen sind Sand und Zement, die zusammen mit weiteren Beimischungen, zum Beispiel farbgebenden Eisenoxiden, vermengt und anschließend in Form gebracht werden. Zum Schluss wird die Oberfläche mit einer Acryldispersion behandelt, die das Anhaften von Schmutzpartikeln erschwert und den Moos- und Algenbewuchs auf dem Dach hemmen soll.
Apropos. Betondachsteine hatten lange mit einem schlechten Ruf zu kämpfen. Begründet lag dieser in ihrer Neigung zur Verunreinigung. Die in den Nachkriegsjahren verbauten Exemplare zeigten sich nämlich extrem Anfällig für Moos- und Algenbewuchs, so dass die Dachhaut schnell unansehnlich wurde. Heute haben die Hersteller dieses Problem im Griff, dennoch hält sich das Vorurteil hartnäckig. Weniger bekannt ist hingegen die Tatsache, dass Betondachsteine mit den Jahren weiter Aushärten und so immer widerstandsfähiger gegen Witterungseinflüsse werden.
Ein weiteres Plus, das Dachsteine mit sich bringen, ist ihr Gewicht. Sie sind etwas schwerer als Tondachziegel und daher besonders für Gebiete mit hohen Windlasten die ideale Dacheindeckung. Voraussetzung ist natürlich, dass die Dachkonstruktion, vor allem die Dachsparren und die Traglattung, das größere Gewicht der Dachsteine aufnehmen können. Dies muss durch den bauausführenden Dachdeckerbetrieb im Vorfeld geprüft werden. Auch ist die Schalldämmwirkung von Dachsteinen höher, so dass Umgebungslärm stärker gedämpft wird als bei Dachpfannen aus Ton. Womit die Besitzer eines mit Betonsteinen eingedeckten Daches rechnen müssen, ist das sogenannte Absanden. Regen oder Schnee können bei Dachsteinen - meist tritt dieses Problem auf, wenn die Eindeckung in die Jahre kommt - feinkörniges Material ablösen, das sich dann in der Dachrinne ansammelt. Im Normalfall ist dieses Absanden ein vernachlässigbarer Vorgang, der die Funktionstüchtigkeit, besonders die Dichtheit, nicht beeinträchtigt.
Wer mit Dachziegeln oder Betondachsteinen nicht glücklich zu werden glaubt, für den gibt es Alternativen. Zum Beispiel das Schieferdach: Mit einer Lebensdauer von bis zu 100 Jahren ist Schiefer seiner Konkurrenz um Längen voraus. Auch in puncto Sturmsicherheit hat ein Schieferdach die Nase vorn. Jede einzelne Schieferplatte wird auf die Holzunterkonstruktion genagelt, geschraubt oder geklammert, so dass ein äußerst robuste und homogene Dachhaut entsteht, die starken Winden wirkungsvoll Paroli bietet. Außerdem überzeugt ein Schieferdach mit seiner individuellen Ästhetik, die landauf landab immer mehr Bauherren in ihren Bann schlägt.
Eine weitere Alternative zu Dachziegeln und -steinen sind Dächer, die mit Aluminium- oder Titanzinkblech eingedeckt werden. Blech bietet nicht nur einen Gewichtsvorteil, sondern ist auch noch sehr robust und ein Werkstoff, mit dem sich extravagante Gestaltungswünsche problemlos in die Tat umsetzen lassen.
Die perfekte Dacheindeckung gibt es leider nicht: Sowohl Tondachziegel als auch Betondachsteine haben ihre Stärken und Schwächen. So sind Betondachsteine zweifelsohne die wirtschaftlichste Art der Dachdeckung, Tonziegel hingegen haben sich über Jahrhunderte hinweg als äußerst robust und verlässlich erwiesen. Letztlich beruht die Entscheidung für eines von beiden Modellen auf persönlichen Vorlieben.
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